Wir haben einen ganz besonderen Neuzugang im Gebrauchtuhrenshop, den ich hier etwas ausführlicher vorstellen möchte. Es handelt sich um den ersten echten Armbandchronographen von Omega. Die hier vorgestellte Uhr wurde um 1940 gebaut. Erste Chronographen gab es bei Omega zwar schon ab ca 1910. Diese Uhren basieren aber auf Taschenuhrwerken, die um die Chronographenfunktion ergänzt wurden. Entsprechend groß waren die Uhren.
Bei dem Werk handelt sich um das Kaliber 28.9. Das Werk wurde 1932 von Lemania unter der Bezeichnung CH13 vorgestellt. Im gleichen Jahr wurde Lemania von der SSIH übernommen und gehörte damit zur gleichen Muttergesellschaft, der auch Omega angehörte. Nach der Übernahme stand das Werk Omega zur Verfügung.
1932 hatte das Werk nur einen Drücker. Ab 1938 gab es eine neue Version T2, die dann, so wie wir es normalerweise von Chronographen kennen, zwei Drücker hatte. Die wurde dann bis 1944 gebaut. Damit lässt sich diese Uhr auch auf diesen Zeitraum datieren. Die Seriennummer kann bei späteren Baujahren fast immer jahresgenau bestimmt werden, weil dann jedes Jahr mit einer neuen Millionen begonnen wurde. Hier ist es noch so, dass der Nummernkreis 9.xxx.xxx von 1926 bis 1944 verwendet wurde. Wir können anhand der Nummer aber eine Näherung vornehmen und annehmen, dass die Uhr um 1940 hergestellt wurde.
Nach den ersten großen Chronographen auf Taschenuhrbasis, ist die hier vorgestellte Uhr selbst für heutige Verhältnisse sehr kompakt. Der Gehäusedurchmesser beträgt nur 32,5mm. Ein anderes Modell mit diesem Werk hatte eine berühmte Trägerin. Die amerikanische Flugpionierin Amelia Earhart trug eine solche Uhr auch bei ihrem letzten Flug um die Welt, auf dem sie in der Südsee spurlos verschwand.
Die Werkplatinen sind versilbert. Bei der Unruh handelt es sich um eine bimetallische Schraubenunruh mit geschlitztem Unruhreif. Die feine Spirale ist aus gebläutem Stahl und nach Breguet gelegt. Im Werk sind 17 Steine verarbeitet. Der Chronographenmechanismus wird von einem Schaltrad gesteuert.
Die hier vorgestellt Uhr ist in bemerkenswert gutem Zustand. Das Gehäuse hat Formdrücker und ist nicht wassergeschützt, geschweige denn wasserdicht. Die meisten Uhren aus dieser Zeit tragen deshalb Spuren von Rost in sich. Dieses Werk ist vollkommen rostfrei, alle Werkfunktionen sind gegeben und der Gang der Uhr ist gut. Vor einer regelmäßigen Nutzung wäre eine Revision angeraten. Positiv herauszustellen ist außerdem, dass das Werk immer pfleglich behandelt wurde. Die Schraubenköpfe sind gut und auch an der Spirale hat sich niemand vergangen.
Der positive Eindruck setzt sich beim Gehäuse fort. Es ist aus Edelstahl und hat nur wenige Tragespuren. Selbst die Krone und die Drücker sind noch original. Das Zifferblatt ist versilbert, dann wurde es bedruckt und anschließend mit einem Klarlack versiegelt. Der Lack hat sich etwas verfärbt und es finden sich bei näherer Betrachtung einige Fehlstellen im Lack. Der Gesamteindruck ist aber gut und das Zifferblatt hat eine schöne Patina. Die Zeiger sind alle aus gebläutem Stahl, rostfrei und original.
Auf dem Zifferblatt finden sich zwei Skalen. Die Tachometer oder Tachymeterskala dient der Umrechnung der Zeit, die man für das Durchfahren einer bestimmten Strecke braucht in die gefahrene Geschwindigkeit. Die Telemeterskalen hingegen dient der Abschätzung von Entfernungen aufgrund der unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schall und Licht.
Ich möchte zum Abschluss noch etwas zur Seltenheit der Uhr ausführen. Bei meinen Recherchen habe ich viele Auktionskataloge durchgearbeitet. Es gibt nur sehr wenige Uhren, die in den letzten Jahren angeboten und verkauft wurden. Das größere Nachfolgemodell mit dem Kaliber 33.3 ist dagegen auch nicht häufig, aber durchaus regelmäßig zu finden. Wir haben es hier mit einer echten Rarität und einer sehr wichtigen Uhr in der Geschichte von Omega zu tun.